Entomos Biochirurgie

Eine Wunde ist eine Verletzung der Haut und des Gewebes. Die Wundheilung läuft in drei Phasen ab:

  • In der Reinigungsphase findet eine Ausschwemmung von Bakterien und Zelltrümmern statt. Dieser Vorgang ist bei akuten Wunden normalerweise nach drei Tagen abgeschlossen.
  • In der Granulationsphase werden die Substanzverluste durch neu entstandenes Gewebe aufgefüllt. Die Granulationsphase beginnt bei akuten Wunden ab dem 2. Tag und dauert bis zu 14 Tage.
  • In der Regenerationsphase wird faserreiches Narbengewebe gebildet. Diese Phase beginnt bei akuten Wunden ab dem 4. Tag und kann bis zu 21 Tage andauern.

Bei der Heilung chronischer Wunden laufen die aufgeführten Mechanismen wesentlich langsamer ab und können Wochen, Monate oder Jahre dauern.

Die Behandlung chronischer Wunden stellt in der Medizin eine besondere Herausforderung dar. In einem ersten Schritt werden die Beläge komplett aus dem Gewebe entfernt. Dazu stehen der modernen Medizin die verschiedensten Methoden zur Verfügung.

  • Bei der chirurgischen Wundreinigung werden die Beläge mittels Skalpell und Pinzette entfernt.
  • Bei der autolytischen Wundreinigung lösen Substanzen in Hydrogelen die Nekrosen und Beläge chemisch auf.
  • Die Wundreinigung kann mittels Ultraschall schonend angewendet werden.
  • Die älteste, und heute wieder vermehrt angewendete Methode ist die Biochirurgie.


Bei der biochirurgischen Methode wird die Wunde durch Fliegenmaden der Art Lucilia sericata gereinigt. Die Maden sind in einem Teebeutel ähnlichen Säcklein eingeschweisst und können daraus nicht entweichen. Der Beutel wird direkt auf die Wunde gelegt und dort 3 - 4 Tage belassen. Während dieser Zeit verflüssigen die Fliegenmaden den Wundbelag durch die Maschen hindurch und saugen diesen auf. Die Substanzen, die sie mit ihrem Speichel in die Wunde abgeben, töten praktisch alle Wundbakterien ab. Mit diesem Verfahren wird die Wunde gereinigt und gleichzeitig desinfiziert.

Die Wundmadenbeutel werden unter streng kontrollierten und hygienischen Bedingungen für die entsprechende Wunde „massgeschneidert“ hergestellt und per Post versandt. Die Maden heben sich durch ihre hohe Arbeitspräzision von allen anderen Methoden ab. Sie tragen ausschliesslich tote und infektiöse Beläge ab und lassen die gesunden, für die Wundheilung wichtigen, Zellen stehen. Nach der Behandlungsdauer von 3 - 4 Tagen werden die Beutel mit den Maden komplett entfernt und entsorgt. Nicht selten reicht eine Behandlung aus, um die Wunde derart zu reinigen, dass beste Voraussetzungen für eine komplette Verheilung geschaffen sind.

Die Biochirurgie spielt eine wichtige Rolle im Heilungsprozess von chronischen Wunden. Sie stellt eine sinnvolle Ergänzung innerhalb der Wundreinigungsmethoden dar. Speziell bei Wunden, wo herkömmliche Methoden nicht wirken (zum Beispiel Resistenz gegenüber Antibiotika) kann die Biochirurgie ein kostbares Instrument zur Heilung chronischer Wunden sein.